Charter

Seemeile für Seemeile die Ruhe genießen und sich eine Auszeit auf dem Wasser nehmen – das können auch Wassersportbegeisterte, die kein eigenes Boot besitzen. Ganz gleich ob in Vorpommern (Greifswald, Kröslin, Lauterbach, Breege, Stralsund), Zachodniopomorskie (Świnoujście, Kołobrzeg), Pomorskie (Gdynia) oder in der Region Klaipėda – überall an der südlichen Ostseeküste finden Bootsfahrer gut erreichbare Häfen mit Segel-Charterbootangeboten. Wer hier ablegt, hat die freie Auswahl.

Auf unbekannten Routen
Die Ostsee verbindet Küsten und Länder über alle Grenzen hinweg. Die hier vorgestellten Routen sind Vorschläge für entspannte ein- oder zweiwöchige Chartertörns. Wie zum Beispiel Törn  Nummer 1 „Boddengewässer und Kleines Stettiner Haff“ mit Start in Greifswald und Törn Nummer 2 „Ein Haff – zwei Länder“ mit dem Ausgangspunkt Kröslin. Mehr Wasserfläche können Segler nicht finden. Die vorgelagerten Inseln Usedom und Wollin trennen das ruhige Gewässer fast völlig von der Ostsee. Die Lage im Hinterland der Ostsee macht das Stettiner Haff (das auch Oderhaff oder Pommersches Haff genannt wird) zu einem idealen Revier für Wassersportler, die sich nicht dem oft rauen Wetter auf dem offenen Meer aussetzen wollen.

Peenestrom, Swine und Dzwina verbinden das nach dem Kurischen Haff zweitgrößte Ostsee-Haff mit dem Meer. Das Stettiner Haff (Zalew Szczeciński) teilt sich in den deutschen Teil, dem Kleinen Stettiner Haff (Mały Zalew), und den polnischen Teil – dem Großen Stettiner Haff (Wielki Zalew). Die Fahrt über die deutsch-polnische Grenze ist nur noch durch den Blick auf die Karte wahr- zunehmen.

Beide Touren führen durch die wunderbare Welt der geschützten Lagunen-Landschaft zwischen Festland und Seeseite. Einzigartige Bodden- und Hafflandschaften mit vielen Inseln, Buchten, endloser Weite und umwerfender Natur sowie idyllisch gelegene und teils versteckte Häfen stehen auf dem Törnplan.

Im Dreieckskurs über Bornholm
Der Törn Nummer 3 „Drei Länder in 14 Tagen“ ist als Rundkurs angelegt und startet an der Südküste Rügens, in Lauterbach. Der Greifswalder Bodden bietet für die Segler Abwechslung und Entspannung. Er ist zwar durch die Insel Rügen im Norden, durch das Festland im Süden und den Strelasund im Westen geschützt, dabei aber nicht anspruchslos. Im Osten liegt die freie See und öffnet den Weg zur östlichsten Insel Dänemarks. Hier heißt es: Segel setzen und das stille Glück bei Wind und Welle genießen. Bornholm ist nur einen Tagestörn von der Ostküste Rügens entfernt. Auf dem Dreieckskurs zur polnischen Ostseeküste ist Bornholm allerdings mehr als nur einen Zwischenstopp wert. Nicht ohne Grund wird sie die „Perle der Ostsee“ genannt. Weiße Sandstrände, atemberaubende Klippen und kulinarische Highlights in Top-Restaurants gilt es zu erkunden. Und: Für Segler ist sie wie gemacht. Es gibt schließlich immer eine windabgewandte Seite. Bei Ostwind im Westen und umgekehrt.

Doch Segeln heißt auch, den Weg zum Ziel zu machen: Auf der Strecke nach Darłowo (Rügenwalde) oder Łeba (Leba) an der polnischen Außenküste können Segler offene See erleben. Und – je nach Windverhältnissen – können die beiden Zielhäfen von Bornholm aus mit einem Ganztages- oder Nachttörn erreicht werden.

Offenes Meer und Flusslandschaft
Nächster Stopp entlang der westpommerschen Außenküste ist das Seebad Kołobrzeg. Von diesem polnischen Charterstützpunkt aus startet der Törn Nummer 5 „Grand Tour südliche Ostsee – Außenküste und offene See“.

Der Rundtörn führt zunächst an der Außenküste entlang über Darłowo nach Łeba. Die Häfen liegen in geschützten Flussmündungen.

Die Kombination aus ruhigen Flusslandschaften um die Häfen herum und einer Außenküste mit langen Sandstränden machen diesen Törn einzigartig. Zwischen der polnischen Ostseeküste, dem schwedischen Schonen, südöstlich der dänischen Küste und nordöstlich von Rügen, liegt Bornholm. Inmitten der Ostsee ist sie die östlichste Insel Dänemarks. Die günstige Lage und die interessante Beschaffenheit der Insel sind für Segler Grund genug, dieses Ziel in die Törnplanung aufzunehmen. Wer um die Nordspitze der Insel bei Allinge und Hammerhavn herumsegelt, bekommt schnell einen Eindruck von der rauen Schönheit der Küste, bevor es von Rønne aus wieder zurückgeht nach Sassnitz an der Ostküste Rügens.

Kurze Distanzen – viel Natur
Wer noch mehr vom Segelrevier Zachodniopomorskie – vielleicht durch Anreise von Berlin aus über die Kanäle – entdecken möchte, dem sei der Törn 4, die „Westpommersche Segelroute“ angeraten. Start dieser Tour ist im Charterstützpunkt Świnoujście. Die Route führt entlang der östlichen Seite des Großen Stettiner Haffs über die Oder bis zur Metropole Szczecin (Stettin). Wo einst kleine Fischerdörfer lagen, befinden sich heute zauberhafte kleine Häfen mit exzellenter Ausstattung, die nur Tagesdistanzen voneinander trennen. Wer mit einem kleineren Boot (maximale Wassertiefe 1,5 Meter) unterwegs ist, dem sei eine Tour durch die Kanäle und Insellandschaft zwischen dem Oderlauf und dem Jezioro Dąbie (Dammscher See), nordöstlich von Szczecin, angeraten. Hier entsteht ein Netz neuer, idyllisch gelegener Wasserwanderrastplätze. Es ist für viele unbekanntes Terrain, das zu den artenreichsten Europas zählt. Auf der Westseite der Oder bilden Industriehäfen einen eindrucksvollen Kontrapunkt dazu.

Der Törn 6 „Der Osten so nah“ beginnt am Charterstützpunkt Gdynia. Von hier aus führt die Route zunächst nach Kaliningrad. Die russische Exklave liegt auf halber Strecke nach Klaipėda in Litauen und ist ein perfekter Zwischenstopp auf dieser langen Distanz. Die Grenzkontrolle in Baltijsk gelingt hier schnell und unkompliziert.

Industrieromantik trifft auf Natur
Nach der Abfertigung trennt Bootsfahrer und 430.000-Einwohner-Metropole nur noch der etwa 20 Seemeilen lange Kaliningrader Seekanal. Dieser darf nur unter Motor befahren werden und beeindruckt mit einem spannenden Kontrast aus wilder Natur und Industriehafen-Kultur. Wenn der Rückweg von Kaliningrad aus auf gleichem Weg bis Baltijsk führt, fasziniert die Stille des ruhigen Kanals bei Sonnenaufgang und aufsteigendem Frühnebel. Mit Kurs Nordost geht der nächste Streckenabschnitt des Törns entlang der Außenküste der Kurischen Nehrung nach Klaipėda.

Ein Land auf Sand gebaut.
Der Zielhafen Klaipėda in Litauen ist gleichzeitig auch Ausgangspunkt des Törns 7 „Kurisches Haff und Memeldelta“. Vom Kastellhafen in Klaipėda aus geht es über das Kurische Haff ins Memeldelta, dem Mündungsgebiet der Memel an der Ostseite des Kurischen Haffs. Die sich schlängelnde weite Flusslandschaft ist eine wahre Entdeckung für Segler. Einzigartig ist es, über das Haff an den Dünen der Kurischen Nehrung vorbeizurauschen. Manch einer wähnt sich auf dieser Route wegen der überwältigenden Dünenlandschaft vor Nida (Nidden) sogar in südlicheren Gefilden. Schon der Schriftsteller Thomas Mann schwärmte davon in seiner Sommerresidenz: „Man glaubt, in der Sahara zu sein … alles ist weglos, nur Sand, Sand und Himmel.“