Der Osten so nah

 

Tag 1: Gdynia – Gdańsk 13 sm

Bevor der Törn mit langen Schlägen beginnt, lohnt ein kurzer Abstecher nach Gdańsk (Danzig). Vom Charterhafen Gdynia (Gdingen) aus geht es entlang der „Dreistadt“, vorbei an Sopot mit der langen Seebrücke, bis schließlich die Einfahrt nach Gdańsk sichtbar wird. Über den Hafenkanal, ein Stück über die Tote Weichsel (Martwa Wisła) und weiter auf der Motława (Mottlau), gelangt man nach etwa 3 Seemeilen zur Marina Gdańsk, die vor grandioser Kulisse des weltbekannten Krantors liegt.

Tag 2: Hafentag in Gdańsk

Gdańsk ist eine junge und lebendige Stadt. Pubs, Clubs und Restaurants reihen sich aneinander. Straßenmusiker, Festivals und Märkte prägen das Bild. Die schöne Altstadt und Baudenkmäler wie die Marienkirche zeugen von der langen deutsch-polnischen Geschichte. Im Museum des Zweiten Weltkrieges ist die jüngere Geschichte beeindruckend aufbereitet. Auch das Europäische Zentrum der Solidarność sollte unbedingt Bestandteil des Besichtigungsprogrammes in Gdańsk sein.

Tag 3: Gdańsk – Wsmorje/Kaliningrad 70 sm

Vor der Einreise nach Kaliningrad/Russland muss man auf polnischem Gebiet ausklarieren. Dies geschieht in der Regel an der Westerplatte, kurz vor Verlassen des Hafenkanals, der hinaus auf die Ostsee führt. Gestartet wird früh morgens von der Stadtmarina in Gdańsk, um rechtzeitig am Checkpoint in Baltijsk zu sein. Zuerst passiert man die Fußgänger-Hebebrücke in der Innenstadt von Gdańsk. Über die Motława, die Martwa Wisła bei an der Westerplatte nach etwa 3 Seemeilen hinaus auf das offene Meer. Bis zum Grenzposten in Baltijsk (Pillau), segelt man entlang der Außenküste der Mierzeja Wiślana (Frischen Nehrung). Sobald man die russischen Gewässer erreicht hat und sich Baltijsk nähert, gilt es den UKW-Kanal 74 aufmerksam zu verfolgen und um Einreiseerlaubnis bei „Baltijsk Traffic“ zu bitten. Empfehlenswert ist – die Wetterbedingungen kalkulierend – früh morgens loszusegeln, da der Kaliningrader See kanal nur tagsüber (zwischen Sonnenauf- und -untergang) befahren werden darf. Denn in Baltijsk (in der Nähe des Containerterminals, Liegeplatz 81) darf man nicht liegen bleiben, sondern muss unmittelbar nach Grenzabfertigung weiterfahren. Hat man die Grenzformalitäten hinter sich, fährt man weiter unter Motor in den 20 Kilometer langen Seekanal (Segeln ist nicht erlaubt). Die Geschwindigkeit ist auf 25 km/h begrenzt. Der nächste Hafen für Segelboote ist die Marina Haydekrug in Wsmorje, die sich nach etwa 14 Seemeilen am Nordufer des Seekanals befindet. Die Solltiefe liegt bei 2 bis 2,3 Metern, hängt aber vom aktuellen Wasserstand ab. Zum Kaliningrader Zentrum gelangt man per Taxi in 15 Minuten.

Tag 4: Hafentag in Wsmorje/Kaliningrad

Von Wsmorje aus ist das Zentrum von Kaliningrad gut zu erreichen. Das ehemalige Königsberg – auch genannt die Kant-Stadt – ist wegen seiner besonderen Geschichte interessant. Der Kaliningrader Dom, die Kant-Grabstätte und das rekonstruierte Fischerdorf sind nur einige der Highlights. Die nahe gelegene Bernsteinküste mit den Badeorten Jantarny und Swetlogorsk (Stadt am hellen Berg) ist Naherholungsgebiet für Kaliningrader und beliebt bei der gesamten russischen Bevölkerung und ebenfalls einen Besuch wert.

Tag 5: Wsmorje/Kaliningrad – Klaipėda/Smiltynė Yachtclub 99 sm

Nach etwa 15 Seemeilen Fahrt im Kaliningrader Seekanal und einer Abfertigung in Baltijsk geht der lange Tagestörn auf Kurs Nordnordost ins 90 Seemeilen entfernte Klaipėda. Nicht vergessen: Kommt man als Segler aus einem Nicht-Schengen Staat, muss man erneut Einklarieren. Dazu erhält man über Funk die Nachricht, ob das Einklarieren im Zielhafen oder an der Grenzstation erfolgt. Der Smiltynė Yachtclub befindet sich etwa 2 Seemeilen südlich der Hafeneinfahrt, am westlichen Ufer, auf der Nordspitze des Nationalparks Kurische Nehrung. Er ist per Personenfähre mit Klaipėda verbunden, das sich auf der anderen Seite des Kurischen Haffs befindet. Der Yachthafen ist mit einem Restaurant und einem Hotel ausgestattet. Von hier aus kann man den Strand per Fahrrad oder in 20 Minuten Fußweg erreichen.

Tag 6: Hafentag Klaipėda/Smiltynė

Der Hafentag eignet sich zum Erkunden der näheren Umgebung: Zum Beispiel bei einem Spaziergang entlang der Uferpromenade, um die Nordspitze der Kurischen Nehrung herum und am Strand wieder zurück. Auf dem Weg liegt das Meeresmuseum und das Delfinarium, die einen Besuch lohnen. Am Abend kann man im Restaurant des Smiltynė Yachtclubs den vorbeifahrenden Schiffen zuschauen oder auf der Uferpromenade flanieren.

Tag 7: Klaipėda Smiltynė – Nida 26 sm

Vom Yachtclub Smiltynė aus geht es zuerst ins betonnte Fahrwasser Richtung Süden. Achtung: die Durchfahrt zwischen Festland und der Insel Kiaulès Nugaros ist nicht gestattet. An der Anlegestelle von Juodkrantė kann man einen kurzen Stopp einlegen. Doch bei starkem Wind aus Nordost ist ein Anlegen am ungeschützten Kai schwierig. Juodkrantė ist im Übrigen mit 720 Einwohnern die zweitgrößte Siedlung auf der Kurischen Nehrung.
In der Nähe befindet sich eine 40 Meter hohe Düne, der Hexenberg. Hier stehen heute mehr als 25 Eichenskulpturen, die aus litauischen Märchen entsprungen sind. Der Weg nach Nida (Nidden) führt im letzten Drittel an den Dünen der Kurischen Nehrung vorbei – ein einzigartiges Natur-Erlebnis. Doch sollte unbedingt der Tonnenstrich beachtet werden. Das Einlaufen in den Hafen ist unproblematisch. Bei starken nordöstlichen Winden kann sich allerdings über die gesamte Länge des Haffs bis nach Süden hin eine kurze, kabbelige Welle aufbauen.

Tag 8: Hafentag Nida

Nida liegt auf der Kurischen Nehrung, nur 2 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Highlight dieses Ortes ist die einzigartige Dünenlandschaft mit der zweithöchsten Düne Europas, der Hohen Düne (Parnidžio kopa). Von der Aussichtsplattform mit Sonnenuhr ist der Blick über die Haff- und Dünenlandschaft sowie die offene See überwältigend. Von hier aus führt ein Fußweg  zurück zum Hafen von Nida. Eine weitere Attraktion ist das Thomas-Mann-Haus auf dem Berg Usava. Hier verbrachte der Schriftsteller mit seiner Familie drei Sommer und schrieb das bekannte Werk „Joseph und seine Brüder“. Thomas Mann schätzte den Blick über das Haff von seiner Terrasse aus.

Tag 9: Nida – Klaipėda 36 sm

Von Nida aus geht es mit Kurs Nordost entlang des Fahrwassers zurück nach Klaipėda. Auf Höhe des Fährhafens queren Autofähren das Haff. Von jetzt an teilt man sich das Fahrwasser mit den großen Fähr- und Frachtschiffen. Kurz hinter dem Smiltynė Yachtclub überquert man dann wieder das Haffgewässer. Auf der östlichen Seite liegt der Kastellhafen. Um ihn zu erreichen, biegt man in den Danė-Fluss ab. Die Drehbrücke für die Einfahrt zur Marina öffnet stündlich.

Tag 10: Hafentag Klaipėda/Kastellhafen

Landseitig lohnt eine Erkundungstour – am besten per Mietwagen – entlang der Festlandseite des Kurischen Haffs. An der äußersten Spitze der Halbinsel, am Windenburger Eck (Ventės Ragas), wird beim Blick über das Haff und auf die Dünen der Kurischen Nehrung die Schönheit dieser Landschaft deutlich. Am Leuchtturm aus dem Jahr 1863 befindet sich die 1929 gegründete Vogelwarte, ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel.

Tag 11/12: Klaipėda – Sopot 120 sm

Die Wettervorhersage beobachten und genügend Zeitpuffer einplanen, dann wird die lange Distanz von Klaipėda nach Sopot, entlang der Außenküste der Kurischen Nehrung und über die Danziger Bucht, zu einem entspannten Segelerlebnis. Selbst dann, wenn sich bei starkem Nord- und Nordostwind eine kabbelige Welle in der Danziger Bucht aufbaut. Erholen kann man sich im Anschluss noch ein oder zwei Tage in dem Ostseebad Sopot. Die Marina Sopot liegt am Ende der 511 Meter langen Seebrücke aus Holz. Sie ereicht man über ein gut betonntes Fahrwasser.

Tag 13: Hafentag Sopot

Der Kurort Sopot gilt mit seinen vielen Kneipen und Discos als die Ausgehmeile der Dreistadt. Der Kurpark und der lange Stadtstrand sind weitere Besuchermagnete für Touristen.

Tag 14: Sopot – Gdynia 6 sm

Gdynia zählt neben Sopot und Gdańsk zur Dreistadt. Direkt neben dem großen Bootshafen  befindet sich ein Stadtstrand. Leichte polnische Küche steht im Restaurant Sztuczka auf der Speisekarte.