Flusslandschaften des Weichsel-Werder-Rings

Tag 1: Gdańsk – Rybina / 21,6 sm

Die Marina von Gdańsk in der Altstadt ist Ausgangspunkt der Tour. Um Gdańsk verlassen zu können, muss zuerst die Fußgänger-Klappbrücke in der Altstadt passiert werden.

Man verlässt darnach die Motława und biegt nach Osten in die Martwa Wisła (Tote Weichsel) ein, passiert die Most Siennicki (Breitenbachbrücke) und die Brücke Jana Pawla II. Es folgt die im Jahr 2018 fertiggestellte Hebebrücke zur Wyspa Sobieszewska (Bohnsacker Insel), die die bisherige Pontonbrücke ersetzt.

Vor Einfahrt in die Wisła (Weichsel) nutzt man die Schleuse in Przegalina (Einlage) und passiert gleich anschließend die Zugbrücke. Auf der Wisła entlang geht es nun in südliche Richtung bis die nächste Schleuse Gdańska Głowa (Danziger Haupt) erreicht ist. Sie verbindet die Weichsel mit der Szkarpawa (Elbinger Weichsel). Bei sehr hohem Wasserstand kann sie geschlossen sein.

Die Zugbrücke in Drewnica (Schönbaum) wird auf Anfrage geöffnet. In dem Örtchen lohnt ein kurzer Stopp. Hier gibt es noch eine der wenigen alten hölzernen Bockwindmühlen.

Das kleine Dorf Rybina (Fischerbabke) ist ein Wasserknotenpunkt von Szkarpawa (Scharpau), Wisla Królewiecka Königsberger Weichsel) sowie der nicht befahrbaren Tuga. 11,5 Kilometer weit ist es von hier aus bis zum Zalew Wiślany (Frischen Haff). Doch die wirkliche Attraktion an diesem Ort ist die manuell betriebene, alte Eisenbahndrehbrücke. Im Sommer verkehrt hierüber die Schmalspurbahn aus Nowy Dwór Gdański (Tiegendorf) nach Stegna (Steegen) in Richtung Frische Nehrung.

Für eine halbe Stunde – etwa alle zwei Stunden – bleibt die Drehbrücke für den Schiffsverkehr geschlossen. Abhängig vom Wasserstand beträgt die Durchfahrtshöhe (geschlossen) dann nur 2,7 Meter.

Am Tagesziel Rybina gibt es die Möglichkeit, im Restaurant Swantewit die polnische Küche zu testen.

Tag 2: Rybina – Elbląg / 14,6 sm

Auf dem Weg nach Elbląg (Elbing) und nach Passieren der Zugbrücke von Rybina geht die Fahrt vorbei an dem kleinen Anleger in Osłonka. Interessant wird es dann im Kanal Jagielloński (Jagiellonenkanal). Es handelt sich um den bereits im Jahr 1438 von den Namensgebern gebauten Kanal, der die Nogat mit dem Fluss Elbląg verbindet und damit den Weg über das Zalew Wiślany erspart. Elbląg ist mit seinen zwei historischen Zugbrücken sowie der hübschen, wiederaufgebauten Altstadt mit etlichen Kirchen einen Besuch wert. Empfehlenswert ist das Restaurant Zmysły.

Tag 3: Elbląg – Malbork 21,6 sm
Flussaufwärts geht es auf dieser Etappe entlang der ruhigen, langsam fließenden Nogat bis nach Malbork, einem der Highlights dieser Tour. In Kępki muss man allerdings die nur 3,3 Meter hohe, unbewegliche Straßenbrücke passieren. Im Übrigen verläuft auch die Woiwodschaftsgrenze zwischen Pomorskie (Pommern) und Warmińsko-Mazurskie (Ermland-Masuren) unbemerkt mitten durch die Nogat.

Vögel, Schilfgürtel und die Ruhe sorgen auf diesem Streckenabschnitt für das reinste Naturerlebnis. Immer wieder tauchen kuriose Relikte vergangener Zeiten am vorbeiziehenden Ufer auf, wie das Dorf Wierciny (16. Jahrhundert) oder Letniki
mit einer Wasserentnahmestelle, ein alter Militärstützpunkt aus Zeiten des Warschauer Paktes.

Auch technische Wasserbau-Wunderwerke wie die Schleusen (Michałowo, Rakowiec, Szonowo, Biała Góra), Brücken und Wasserkraftwerke gibt es zu bewundern.

Die Silhouette der mächtigen Burg Zamek w Malborku (Marienburg) ist schon von weitem sichtbar. Sie ist die größte aus Backstein gebaute Burg Europas. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Marienburg, einst der Hauptsitz des Deutschen
Ritterordens, ist Weltkulturerbe der UNESCO. Wer sie besucht, erhält einen Blick auf ihre wechselhafte Geschichte. Zur Stärkung unbedingt das Restaurant Gothic im Burgkeller aufsuchen.

Tag 4: Malbork – Biała Góra / 10,7 sm

Der Abschnitt zum nächsten Ziel, Biała Góra (Weißenberg), gehört landschaftlich gesehen zu den schönsten der Strecke. Graue und weiße Kraniche sowie Kormorane begleiten die Boote. Unter dem Kiel tummeln sich zahlreiche Fische. Zwei Naturschutzgebiete liegen am Wegesrand.

Zwar ist die historische Schleuse in Biała Góra nicht mehr in Betrieb, aber ein Blick von der riesigen „Turmschleuse“, die Liwa und Nogat ausgleicht, lohnt allemal. Heute besteht die Staustufe aus einer Kammerschleuse mit dreiteiligem Wehr. Zweck ist es, die entlang der Nogat liegenden Flächen vor den Weichselhochwassern zu schützen sowie den Durchfluss von Weichselwasser durch die Nogat zu erhöhen.

Tag 5: Malbork – Biała Góra – Tczew / 10,8 sm

Nach der Schleusung verläuft die Strecke Richtung Norden. Die Weichsel hat hier eine Strömungsgeschwindigkeit von 3 Kilometern pro Stunde. Bei niedrigem Wasserstand unbedingt auf Buhnen achten, die manchmal erst im letzten Moment
sichtbar werden. Ein Steinriff bei Piekło ist besonders bei Niedrigwasser etwas tückisch. In Tczew (Dirschau) liegt der Yachthafen am linken Ufer der Weichsel, vor der historischen Straßenbrücke von 1858 und der Eisenbahnbrücke von 1888.
Oberhalb des Anlegers gibt es das empfehlenswerte Restaurant Przystań mit Flussblick.

Tag 6: Malbork – Tczew – Błotnik / 16,2 sm

Um zur Marina Błotnik zu gelangen, zweigt nach Passieren der Brücke und der Schleuse Przegalina südlich in den Nebenarm der Martwa Wisła ab. Der Yachthafen ist ein guter Ausgangspunkt für Besuche in Gdańsk oder zu der von aus etwa 10 Kilometer entfernten Ostsee.

Tag 7: Błotnik – Gdańsk / 11,9 sm

Zurück auf dem Weg nach Gdańsk kommt man an dem Abzweig zur Wisła Śmiała (Weichseldurchbruch im Jahr 1840) vorbei, die ehemals einzige Weichselmündung in die Ostsee.

Vorbei am polnischen Haken geht es dann in die Marina Gdańsk. Das Restaurant Brovarnia mit seiner Brauerei liegt direkt am Yachthafen.

Der Kanał Elbląski (Oberländischer Kanal) – Polens Fitzcarraldo
Der Kanał Elbląski ist ein vor 100 Jahren vom Ingenieur Georg Jakob Steenke, dem Sohn eines Hafenlotsen aus Königsberg, erbautes technisches Wunderwerk. Er schafft einen direkten Weg von Ostróda (Osterode) und Iława (Eylau) zum Frischen Haff und letztlich auch zur Ostsee. Die Besonderheit sind die fünf Rollberge, auf denen die Schiffe per Schienenwagen über Land transportiert werden, um den Höhenunterschied von 99 Metern zu bewältigen. Mittels geneigter „schiefer“ Ebenen, einer Form von Schiffshebewerken auf dem Trockenen, werden die Boote mit einer Standseilbahn auf Transportwagen aus dem Wasser gezogen. Diese laufen auf Schienen auf die nächsthöhere Ebene und werden dann dort wieder zu Wasser gelassen. Die beiden Schienenpaare laufen parallel zueinander. Fährt ein Transportwagen bergauf, fährt der andere auf der anderen Seite hinunter. Der Antrieb erfolgt über unterschächtige Wasserräder/Wasserturbinen.