Die Internationale Wasserstraße E70

Auf dem Binnen-Wasserweg von Stralsund oder Berlin bis nach Klaipėda fahren? Und dann auf einem Rundkurs über die offene See wieder zurückkehren? Die internationale Wasserstraße E70 könnte diesen Traum wahr werden lassen.

Die E70 schlägt gewissermaßen eine Brücke zwischen West- und Osteuropa. Von Rotterdam oder Antwerpen verläuft sie über Berlin und die Region Wielkopolskie (Großpolen) nach Pomorskie (Pommern), durch das Frische Haff nach Kaliningrad und weiter über den Pregel und die Deime ins Kurische Haff bis nach Klaipėda.

Der polnische Teil der Internationalen Wasserstraße beginnt rund 80 Kilometer östlich von Berlin und etwa 90 Kilometer südlich von Szczecin, in Kostrzyn nad Odrą (Küstrin). Es folgen 68 Kilometer auf der Warthe und 187 Kilometer über den Fluss Netze (Noteć). Die E70 verläuft weiter über den Bydgoszcz-Kanal und die Brda, bis sie bei Bydgoszcz (Bromberg) die Weichsel erreicht. Über die Nogat führt sie dann ins Frische Haff und erreicht von hier aus die Region Kaliningrad. Zur Internationalen Wasserstraße zählen ebenso die Szkarpawa, die Elbląg und der Jagiellonenkanal, die zum Weichsel-Werder-Ring gehören. Insgesamt 28 unterschiedliche Wasserpegel müssen auf der Strecke per Schleusen überwunden werden. Die meisten davon stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Auf der gesamten Strecke wird eine Wassertiefe von 1,2 bis 1,5 Metern garantiert, doch manche Bootsfahrer berichten – bedingt durch Trockenheit – gerade auf dem Abschnitt der Netze bis nach Bydgoszcz (Bromberg) von deutlich geringeren Wasserständen.

Wenn es keine Grenzen mehr gäbe, dann ließe sich die Bootsreise sogar über das Frische Haff bis nach Kaliningrad und über die Flüsse Pregel und Deime bis nach Klaipėda fortsetzen. Die Rückreise könnte dann über die Ostseeküste erfolgen. In Russland, insbesondere in der Region Kaliningrad, wird viel dafür getan, die Grenzen und Wasserwege auf dem russischen Hoheitsgebiet zu öffnen. Unlängst wurde den Bootsfahrern unter internationaler Flagge das Befahren der Binnen-Wasserstraßen erlaubt. Visaregelungen sind jedoch nicht die einzigen Hürden. Die Infrastruktur ist nicht (mehr) auf den Bootsverkehr ausgerichtet. Brückenhöhen und Wassertiefen müssten an den Schiffsverkehr angepasst werden. Auch die Infrastruktur in den Häfen müsste ausgebaut werden, um nicht nur Bootsfahrer mit Pioniergeist anzusprechen.

In Pomorskie – vor allem auf dem Pętla Żuławska (Weichsel-Werder-Ring) – ist in den letzten Jahren von Bydgoszcz Richtung Norden entlang der Weichsel, der Nogat oder der Szkarpawa bis zum Frischen Haff und bis zur Ostsee schon viel in die Infrastruktur investiert worden. Von kleinen, hübschen und ruhigen Häfen bis hin zu Stadtanlegern finden Bootsfahrer ein naturnahes und freundliches Revier vor.

Es lässt hoffen, dass sich die Vision einer durchgängigen Befahrbarkeit, dank des Engagements der Woiwodschaft Pomorskie und der Stadt Klaipėda, eines Tages in eine erlebnisreiche Realität für Bootsfahrer verwandeln wird.