Am 15. Mai 2018 trafen sich zum dritten internationalen „Marina Quality Forum“ in Danzig 60 Teilnehmer aus Deutschland, Litauen, Dänemark und Polen, um sich über neueste Entwicklungen in der Wassersportwirtschaft auszutauschen. Mit dabei waren Marina Betreiber, Verantwortliche für die Wassersportwirtschaft aus den Kommunen und Touristiker. Eingeladen hierzu hatte der Verband der Küstenstädte- und Gemeinden in Polen (ZMiGm) aus Gdańsk im Rahmen der Marketinginitiative SOUTH COAST BALTIC.
Auf der Tagesordnung standen Themen wie die Entwicklung des Yachthafennetzwerks in der Region Pomorskie, insbesondere des Werder-Weichsel Ringes (Pętla Żuławska) und der Danziger Bucht, die aktuellen Herausforderungen für die Yachthäfen vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung sowie die Schaffung von mehr Chartermöglichkeiten entlang der Südlichen Ostseeküste.
„Besonders erfreulich ist für uns die positive Entwicklung des Werder-Weichsel-Rings, der in den letzten fünf Jahren mehr als 500.000 Besucher zählte. Davon mehr als 200.000 Bootsfahrer und Wassersportler“, so Rafał Wasil vom Marschallamt der Woiwodschaft Pomorskie. Insgesamt 76 Häfen und Anlegestellen, wovon 47 in den letzten fünf Jahren modernisiert wurden, befinden sich in der Region Pommern. Auch künftig wird die Infrastruktur für die Wassersportwirtschaft weiter ausgebaut werden. „Eine große Herausforderung besteht darin, eine 100%ige Befahrbarkeit der Wasserwege zu gewährleisten. Derzeit werden diese teilweise noch durch Stromleitungen oder feststehende Brücken mit unzureichender Höhe behindert“, erläutert Wasil die Vorhaben für die Zukunft. Neben dem Ausbau von 10 Yachthäfen im Werder-Weichsel Ring ist die Erweiterung von sechs Yachthäfen in der Danziger Bucht geplant.
„Die Region Pomorskie, im Zentrum der Südlichen Ostseeküste, mausert sich zu einem Hotspot für Bootsfahrer. Wir haben sichere Häfen und interessante Städte entlang der Küste, deren Besuch sich unbedingt lohnt“, weiß Grzegorz Walczukiewicz, Leiter der Geschäftsstelle des Verbandes der Küstenstädte und -gemeinden und Partner von SOUTH COAST BALTIC aus eigener Erfahrung.
Während des Forums fand zudem eine Podiumsdiskussion zum Thema „Ausweitung von Chartermöglichkeiten an der südlichen Ostseeküste“ mit Kennern der Charterbranche statt, unter anderem Daniel Dziwulski von BALTICA Yachts & Charter, Michał Górski vom Hafennetzwerk Pętla Žuławska und Aleksandra Łapko von der Maritimen Universität in Szczecin.
Alle waren sich darin einig, dass das Charterangebot sowohl für Motor- als auch für Segelboote an der südlichen Ostseeküste dringend erweitert werden muss. Die Nachfrage nach Charterbooten – das zeigte sich auf den vergangenen Bootsmessen – ist riesig. Vor allem deutsche Segler und Bootsfahrer suchen nach neuen, gut erreichbaren Ausgangspunkten für ihre 1-2-wöchigen und manchmal auch nur 3-tägigen Törns, um ohne lange Anfahrt von der westlichen Ostseeküste weitere Teile des Reviers wie die Danziger Bucht oder das Kurische Haff des Reviers erkunden zu können.
„Die Bootsfahrer informieren sich über das Internet. Sie planen schon im Voraus ihre Törn Möglichkeiten und schauen sich genau die Boote an, die sie zu chartern beabsichtigen. Ein exzellenter, informativer Internetauftritt, möglichst auch mit einer Buchungsfunktion, ist deswegen für Charterfirmen unabdingbar“, so Daniel Dziwulski von BALTICA Yachts & Charter mit Charterbasen in Świnoujście, Kołobrzeg und Gdynia.
Hier setzt auch SOUTH COAST BALTIC an. Neben Charterbootsbroschüren für Motor- und Segelboote wird ein Charterportal online gehen, das Charterangebote der südlichen Ostseeküste zusammenfassend darstellen und in Kooperation mit bestehenden Charterfirmen entwickeln wird.
Richtet sich einerseits das Angebot an diejenigen, die kein Boot besitzen, ist auf der anderen Seite die Gruppe der Bootseigner eine wichtige Zielgruppe der Marketinginitiative SOUTH COAST BALTIC. Die demographische Entwicklung bei den Bootsfahrern ist allerdings nicht aufzuhalten: insbesondere die Bootseigener aus Deutschland werden immer älter. Die Betreiber von Yachthäfen sind aufgerufen, ihr Angebot an die Bedürfnisse dieser Bootsfahrer anzupassen. Denn spätestens ab dem Jahr 2025 wird die Gruppe der 61 bis 75-Jährigen die Mehrheit in den deutschen Häfen bilden. Doch auch die Boote werden größer. Mehr Komfort und Sicherheit ist unabhängig vom Alter der Charterer auch bei Familien mit Kindern gefragt.
„Hoher Komfort, Sicherheit und Barrierefreiheit sind Themen, die nicht nur für die älteren Bootsfahrer wichtig sind, sondern bei der Ausstattung der Yachthäfen für alle Bootsfahrer eine Rolle spielen,“, ist sich Björn Gabler, Projektkoordinator von der GA-MA Consulting GmbH, sicher. „Die Bootsfahrer bleiben länger in den Yachthäfen, fahren nur dann raus, wenn das Wetter optimal ist. Sie nutzen also stärker das touristische Angebot in der Nähe der Marina. Auch das muss ein moderner Yachthafen mitberücksichtigen“, fährt Gabler fort.
Um das Yachthafenpersonal dahingehend zu schulen und auch ansonsten für die Kundenbedürfnisse zu sensibilisieren, entwickelt die Maritime Universität in Szczecin einen Block-Kurs für Yachthafen-Betreiber und -Personal. „Drei Tage lang wird es um die Themen Marketing und Management eines Yachthafens, die Infrastruktur und auch um technische und praktische Themen gehen“, so Aleksandra Łapko, die das Kurs-Konzept entwickelt und die Teilnehmer einlud, an dem Ende November stattfindenden Kurs teilzunehmen.
Es gibt also viel zu tun, um die Vermarktung der südlichen Ostseeküste voran zu treiben. „Neben den regionalen Broschüren und den beiden mehrsprachigen Ausgaben unseres Magazins wird es im nächsten Jahr wieder eine Neuauflage des Hafenführers geben“, blickt Jens Masuch, Koordinator der SOUTH COAST BALTIC Marketinginitiative, in die Zukunft. Darüber hinaus sind Messeauftritte in Polen, Deutschland, Schweden und Dänemark, Fam-Trips mit Journalisten und Vercharterten sowie Clubbesuche in den einzelnen Ländern geplant.
„Nicht zu vergessen unser Highlight, die South Coast Baltic Boating Rally 2018, die am 23. 06. In Danzig startet und nach einem Stopp in Kaliningrad am 29.06. in Klaipeda in Litauen endet. Die Rally ist mit über 20 teilnehmenden Booten total ausgebucht. Wir hoffen, dass sich die Schönheit der Region unter den Bootsfahrern herumspricht“, meint Marta Czarnecka-Gallas, Projektkoordinatorin für SOUTH Coast Baltic bei ZMiGM.
Die Ziele von SOUTH COAST BALTIC sind hochgesteckt. Immerhin sollen 20 % mehr Bootsfahrer an die südliche Ostseeküste kommen. Umfragen unter den Bootsfahrern in den Häfen und auf den Messen, die von der Technischen Universität in Gdańsk federführend durchgeführt wurden, zeigten schon jetzt erste Erfolge.